Vorkommen

Autoimmunkrankheit mit steigender Tendenz

MS ist keine seltene Erkrankung: In Deutschland sind es laut MS-Register etwa 120.000 bis 140.000 Patienten, andere Erhebungen gehen sogar von etwa 200.000 Erkrankten aus – Tendenz steigend. Und weltweit? Nach Schätzungen sind 2,5 Millionen Menschen rund um den Globus von MS betroffen. Wobei es starke geografische Unterschiede gibt.

Erkrankung vor allem bei jüngeren Menschen

Multiple Sklerose tritt bei 90 Prozent aller Patienten zwischen dem 15. und dem 60. Lebensjahr auf. In der Regel wird die Autoimmunerkrankung zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt. Jeder zweite Patient wird erstmals vor dem Erreichen des 30. Lebensjahrs mit den Symptomen konfrontiert: In selteneren Fällen kann die Krankheit bereits im Kindes- oder Jugendalter auftreten. Auch der Beginn der Erkrankung nach dem 40. Lebensjahr ist eher ungewöhnlich.

Mehr Frauen als Männer betroffen

Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger von MS betroffen als Männer. Der Grund hierfür ist noch nicht genau bekannt. Vermutlich sind aber hormonelle Einflüsse die Ursache. Dafür spricht, dass die Krankheit Frauen und Männer gleichermaßen betrifft, wenn sie erst nach dem 40. Lebensjahr auftritt.

Absolute Anzahl an MS-Erkrankten in Deutschland (2015)

Frauen sind von MS wesentlich häufiger betroffen als Männer.

Gemäßigte Klimazonen: höheres Risiko für MS-Erkrankung

Das Risiko, an MS zu erkranken, steigt mit der geografischen Entfernung vom Äquator an: MS ist eher in Ländern mit gemäßigtem Klima verbreitet als in wärmeren Regionen. Dabei zeigt sich eine Häufung der Erkrankung in den kühleren Klimazonen der nördlichen Hemisphäre – und zwar vor allem in Gebieten zwischen dem 40. und dem 60. Breitengrad – also etwa zwischen Ankara im Süden und Helsinki im Norden.

Als Hypothesen zur Erklärung dieser Verteilung werden Aspekte wie Klima, erbliche Faktoren, kulturelle Gewohnheiten sowie die Ernährung herangezogen. Keines dieser Erklärungsmodelle kann vollständig überzeugen, denn auch innerhalb eines Landes schwanken die Zahlen.

Untersuchungen von Auswandererfamilien zeigen, dass Neuankömmlinge noch das gleiche Erkrankungsrisiko wie in ihrem Herkunftsland haben. Ihre Kinder jedoch passen sich offenbar den Bedingungen der neuen Heimat an, vorausgesetzt, sie sind vor dem Erreichen des 15. Lebensjahrs immigriert.

Geografische Verteilung der Erkrankungshäufigkeit

MS tritt in Ländern mit gemäßigtem Klima häufiger auf als in wärmeren Regionen.

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Kurze Geschichte der Multiplen Sklerose

Das Nervensystem hat man erst 1824 entdeckt. Deshalb konnten die Mediziner früherer Zeiten die Krankheit MS als solche kaum feststellen. Sobald das Nervensystem kennengelernt wurde, fand das Krankheitsbild der MS den Eingang in die Medizingeschichte.

Meilensteine des medizinischen Fortschritts

Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Multiple Sklerose wird entdeckt. Bei pathologischen Studien in Paris finden der französische Mediziner Jean Cruveilhier (1791–1873) und der englische Pathologe Robert Carswell unabhängig voneinander „sonderbare“ Schädigungen des Rückenmarks.

1838: Robert Carswell (1793–1857) publiziert seine Zeichnungen der Schädigungen des Rückenmarks. Als erster beschreibt er damit das Krankheitsbild MS.

1849: Der deutsche Internist Friedrich Theodor von Frerichs (1819–1885) identifiziert die Schlüsselmerkmale der MS. Er erkennt, dass die Erkrankung sich auch auf die kognitiven Funktionen des Gehirns auswirken kann.

1868: Der französische Arzt Jean Martin Charcot (1825–1893) erkennt die MS als eigenständige Krankheit. Er erstellt diagnostische Kriterien und liefert erstmals eine vollständige Beschreibung von MS-Läsionen mit der Zerstörung von Myelin.

1891: Der Kieler Heinrich Irenäus Quincke (1842–1922) führt die Lumbalpunktion als Diagnosemethode in die klinische Praxis ein.

ab 1970: Die Computertomografie (CT) wird eingeführt – ein Meilenstein der modernen MS-Diagnostik. Sie zeigt erstmals Bilder größerer MS-Läsionen.

1972: Die neue Diagnose visuell evozierter Potenziale, einer neurologischen Untersuchungsmethode, mit deren Hilfe die Leitfähigkeit und damit die Funktionsfähigkeit von Nervenbahnen getestet werden kann, kommt ohne körperlichen Eingriff aus.

1981: Die Magnetresonanztomografie (MRT) als bildgebendes Verfahren revolutioniert die MS-Diagnostik. Damit lassen sich Gewebeveränderungen und der Verlauf der MS sichtbar machen.

Trotz allen Fortschritts gibt es bis heute keine Methode, die für sich allein genommen in der Lage wäre, eine eindeutige Diagnose oder einen direkten Nachweis der Erkrankung zu ermöglichen. Es sind deshalb mehrere Diagnoseschritte notwendig, um sicherzugehen. Neben fortschrittlicher Diagnostik bringt im 20. Jahrhundert die Entwicklung und Zulassung neuer Therapien große Fortschritte in der Behandlung der MS. Die Entwicklung schreitet voran.

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