Menschen mit MS haben oft auch Probleme mit dem Darm. Meist kommt es dabei zu Verstopfung, seltener ist eine sogenannte Stuhlinkontinenz. Über ihre Ausscheidungen zu sprechen, ist für viele Menschen ein Tabuthema. Dabei ist eine rechtzeitige Behandlung wichtig, um Spätfolgen zu verhindern und das eigene Wohlbefinden zu fördern.
Etwa 40 bis 70 Prozent aller Menschen mit MS bekommen im Verlauf ihrer Erkrankung Darmstörungen, auch gastrointestinale Beschwerden genannt. Meist handelt es sich dabei um Verstopfung (Obstipation), aber auch Stuhlinkontinenz ist möglich. Dabei geht Darminhalt unkontrolliert ab. Beide Beschwerden können für sich oder im Wechsel bei dem Betroffenen auftreten.
Verschiedene Nerven regulieren die Darmtätigkeit. Wenn die MS diese Nerven angreift, verlangsamt sich eventuell die Darmtätigkeit – die Transportfunktion des Darmes wird gestört. Es kommt zu Verstopfung und hartem Stuhlgang. Ist der Darm träge, bilden sich zudem vermehrt Gase und es kann zu starken Blähungen und Windabgang (Flatulenz) kommen. Verstopfung bei MS hat unter Umständen auch eine andere Ursache: Wenn der Schließmuskel verkrampft, kann es ebenfalls vorkommen, dass sich der Darm nicht entleert.
Eine Verstopfung muss aber nicht unbedingt die Folge der MS sein. Auch eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeitsmangel, Bewegungsmangel oder die Nebenwirkungen einiger Medikamente können Darmträgheit auslösen.
Geht Stuhl unkontrolliert ab, sprechen Mediziner von Stuhlinkontinenz. Sie tritt bei Menschen mit MS wesentlich seltener auf als eine Verstopfung. Ursache hierfür kann eine Störung der Nervenimpulsübertragung sein, die eine willentliche Steuerung der Darmentleerung erschwert. Auch ein schlaffer Schließmuskel und eine gestörte Sensibilität des Enddarms sind unter Umständen auch der Auslöser für eine Stuhlinkontinenz.
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Halten Darmbeschwerden länger an, treten immer wieder unerwünschte Komplikationen auf. Bleibt eine starke Verstopfung unbehandelt, verstärkt sich das Problem zunehmend. Die Folge ist möglicherweise ein Darmverschluss. Passiert dagegen der Stuhl bei einer anhaltenden Stuhlinkontinenz den Darm zu schnell, können Mangelerscheinungen und Schmerzen am Enddarm auftreten.
Oft sind Darmprobleme, ebenso wie Blasenstörungen, mit Scham- oder Ekelgefühlen verbunden. Aus Angst, sich unterwegs zum Beispiel in die Hose zu machen, ziehen sich die Betroffenen nicht selten aus dem sozialen Leben zurück. Auch innerhalb der Familie können Probleme auftreten, etwa weil der Betroffene sich „schmutzig“ fühlt und keine Nähe mehr zulassen will.
Zunächst muss ein Arzt die Ursachen für die Darmbeschwerden feststellen. Erst dann kann er eine zielgerichtete Therapie einleiten.
Ist Darmträgheit die Ursache der Verstopfung, kann der Patient selbst sehr viel dagegen tun, zum Beispiel durch eine ballaststoffreiche Ernährung und viel Bewegung. Es gibt auch abführende Medikamente. Diese sollte man allerdings nur vorübergehend einnehmen.
Liegt eine Störung des Schließmuskels bzw. des Beckenbodens vor, gibt es spezielle Behandlungsverfahren. Gezielte Beckenbodengymnastik etwa kann helfen, die Muskulatur im Anal- und Beckenbereich zu stärken.
Zur Therapie der Stuhlinkontinenz gibt es ebenfalls bestimmte Behandlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise ein Toilettentraining. Auch eine Ernährungsumstellung kann hier wirksam sein. Bei stark ausgeprägter Stuhlinkontinenz helfen eventuell Medikamente, die den Darminhalt eindicken oder die Darmtätigkeit drosseln.