Gleichgewicht

Wenn der Körper nicht im Lot ist

Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme sind typische Symptome bei einer Multiplen Sklerose. Die motorischen Schwierigkeiten können den Alltag sehr erschweren. Ein gezieltes Bewegungs- und Gleichgewichtstraining kann helfen, Schwindel, Gangunsicherheiten und Koordinationsstörungen zu verringern.

Gleichgewicht und Koordination: So entstehen Probleme

Der Hirnstamm verbindet Großhirn, Kleinhirn und Rückenmark miteinander und ist Teil des zentralen Nervensystems. Entzündungsherde im Hirnstamm können Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme auslösen. Sie äußern sich zuerst oft nur als Ungeschicklichkeit der Arme und Beine. Im weiteren Verlauf können zusätzliche Beschwerden auftreten, wie zum Beispiel:

  • Schwindel
  • beeinträchtigte Feinmotorik
  • unkoordinierte Bewegungen oder
  • Unsicherheiten beim Gehen.

 

Mitunter kommen unwillkürliche Zitterbewegungen von Händen, Füßen oder Kopf hinzu, die den Alltag weiter erschweren.

Wenn sich alles dreht: Schwindel

Schwindel äußert sich oft durch eine Vielzahl von Symptomen, wie zum Beispiel leichte Koordinationsstörungen, Doppelbilder, Kopfschmerzen, Ohnmachtsgefühle oder schwankender Gang.

Auch ein echtes Schwindelgefühl tritt bei Menschen mit MS häufig auf. Dabei haben sie zum Beispiel den Eindruck, um sie herum drehe sich alles („Karussellfahren“). Manchmal kommt es auch zu ungewöhnlichen Schwindelanfällen: Hier nehmen die Betroffenen plötzlich ihre Umwelt schief oder verzerrt wahr. Häufig ist dieses „Schiefsehen“ von Übelkeit begleitet.

Fragen zum Umgang mit deinen Symptomen im Alltag? Erfahrene MS-Coaches im MS Service-Center kennen gute Tipps. Nimm einfach Kontakt auf.

Wenn Zittern und Co. den Alltag erschweren

Motorische Schwierigkeiten

Viele Menschen mit MS haben motorische Schwierigkeiten. Bewegungsstörungen treten oft symmetrisch an Armen oder Beinen auf. Ursache dafür ist meist eine fehlerhafte Koordination. Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Bewegungsstörungen.

Ataxie

Hier ist das Zusammenspiel verschiedener Muskeln, besonders der Arme und Beine, beeinträchtigt. Betroffene können zum Beispiel feinmotorische Bewegungen wie Zähneputzen, Ankleiden oder Haushaltsarbeiten nicht mehr richtig durchführen. Auch grobmotorische Bewegungsabläufe wie das Stehen oder Gehen bereiten Probleme („Seemannsgang“) und die Gefahr, dass Betroffene stürzen oder stolpern, ist erhöht.

Tremor

Als Tremor bezeichnen Mediziner unwillkürliche Zitterbewegungen von Händen, Armen, Beinen oder Kopf. Es gibt verschiedene Tremorarten, je nachdem wann das Zittern auftritt: in Ruhe oder beim Durchführen bestimmter Aktivitäten. Bei der MS tritt der sogenannte Intentionstremor besonders häufig auf, der durch Entzündungsherde am Kleinhirn entsteht. Er lässt sich am leichtesten an den Händen beobachten, zum Beispiel wenn der Betroffene den Zeigefinger an die Nase heranführt. Kurz bevor der Finger die Nasenspitze erreicht, verstärkt sich das Zittern.

Dysmetrie

Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen können die Ursache dafür sein, dass Menschen mit MS unsicher gehen und öfter stolpern oder stürzen. Doch auch andere MS-typische Symptome können eine Gangunsicherheit auslösen: Eine Muskellähmung (Parese) oder -steifigkeit (Spastik) kann die Kraft in den Beinen verringern. Gefühlsstörungen verschlechtern die Kontrolle der Gelenke und führen zu einer verminderten Tiefensensibilität. Betroffene können dadurch Empfindungen für Bewegungen, Lage und Haltung des eigenen Körpers im Raum nicht mehr richtig wahrnehmen.

Gezieltes Bewegungstraining kann helfen

Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen lassen sich meist am besten durch nicht-medikamentöse Maßnahmen behandeln. Im Vordergrund steht hier gezieltes Bewegungstraining und/oder Physiotherapie, um die Gehfähigkeit zu erhalten und die Feinmotorik zu verbessern. Bei starkem Tremor stehen auch Medikamente zur Verfügung. Sie werden in der Regel aber erst dann eingesetzt, wenn nicht-medikamentöse Ansätze keine Besserung gebracht haben.

Das kannst du selbst tun

  • Stress lass nach: Bewegungsstörungen und ihre Ausprägung sind oft abhängig von deiner seelischen und körperlichen Verfassung: Schmerzen, Erschöpfung, Stress, Aufregung, Angst und auch manchmal nur die Gewissheit, beobachtet zu werden, können die Symptome verstärken. Hier kann es helfen, Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson zu lernen.
  • Kälte hilft: Lege für circa eine Minute Kältekompressen auf deine Arme oder tauche sie für eine Minute in Eiswasser. Dass kann für ungefähr 45 Minuten die Ataxie deiner Arme bessern, sodass du zum Beispiel essen oder ein wichtiges Dokument ohne größere Probleme unterschreiben kannst.
  • Trainiere dein Gleichgewicht: Ein Training, bei dem du vor allem das gezielte Verlagern und die Kontrolle deines Körperschwerpunkts übst, kann Gleichgewichtsstörungen und dein Sturzrisiko verringern.