Viele Menschen mit MS sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Doch Muskelschwäche und Spastiken lassen sich gut behandeln. Vor allem Sport und gezielte Bewegung haben einen positiven Effekt auf die körperlichen Fähigkeiten von Menschen mit MS. Denn regelmäßiges Training kann nicht nur Verkrampfungen lindern, sondern auch die Muskelkraft verbessern.
Als „Kraft“ bezeichnen Experten die Fähigkeit, mithilfe von Muskeltätigkeit Widerstände zu überwinden, sie zu halten oder ihnen entgegenzuwirken. Bei Menschen mit MS kann die Muskelkraft verringert sein. Das macht sich besonders in der unteren Körperhälfte und an den Armen bemerkbar. Manchmal kommt es dabei auch zu Lähmungen.
Es gibt verschiedene Ursachen für die MS-bedingte Muskelschwäche. Mitunter kommen die Befehle aus dem Zentralnervensystem nicht mehr oder nur in vermindertem Maß in den Muskeln an. Meist lösen aber sogenannte Spastiken (Verkrampfung der Muskulatur) die Lähmungen aus. Bei leichten Ausprägungen spüren die Betroffenen zunächst nur eine Steifigkeit oder ein Spannungsgefühl in den Beinen. Typisch ist das Gefühl, dass ein Bein oder Arm schneller „müde“ oder „schwer“ wird. Häufig bemerken zuerst die Angehörigen diese Veränderungen, und nicht die Betroffenen selbst.
Auslöser für Lähmungen bzw. Spastiken sind größtenteils MS-bedingte Entzündungsherde, die an den für Bewegungsabläufe zuständigen Nervenbahnen auftreten. Dabei sind die Beine früher, häufiger und stärker von den Lähmungen betroffen als die Arme.
Ob es bereits in einem frühen Krankheitsstadium zu Lähmungen kommt, ist abhängig vom Verlauf der MS. So kommen sie bei der rein schubförmigen MS deutlich seltener vor als bei der schubförmig progredienten MS. Beim chronisch progredienten Verlauf sind Lähmungen das Kernsymptom.
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Werden die Lähmungen bzw. Spastiken stärker, treten meistens zunächst sogenannte Streckspasmen auf. Sie führen dazu, dass sich die Muskeln, die für die Streckung verantwortlich sind, plötzlich anspannen. Die Folge sind unwillkürliche Bewegungen, die die Beugefähigkeit einschränken und besonders häufig nachts vorkommen. Diese Streckspasmen sind unangenehm und teilweise mit Schmerzen verbunden. Sie können spontan auftreten, meistens lösen jedoch bestimmte Tätigkeiten wie Husten oder Gähnen die Streckspasmen aus.
In vielen Fällen lassen im Lauf der Zeit die Streckspasmen nach und es treten vermehrt sogenannte Beugespasmen auf. Dabei verkürzen sich die Muskeln, die für Beugebewegungen zuständig sind. Der Betroffene beugt dadurch plötzlich und unwillkürlich zum Beispiel die Beine in den Hüft- und Kniegelenken. Verschiedene Faktoren können die Beugespasmen verursachen, doch reichen hier bereits innere Reize aus: Schon eine Blaseninfektion, eine volle Blase oder ein gefüllter Darm können zu den unwillkürlichen Bewegungen führen.
Die beschriebenen Symptome lassen sich durch verschiedene Maßnahmen lindern. Bestimmte Medikamente etwa können die Muskelspannungen verringern. Einen immer höheren Stellenwert in der Behandlung von Muskelschwäche und Spastiken bei MS haben in den letzten Jahren auch Sport und Bewegung bekommen. Gezieltes Koordinations- und Krafttraining sowie regelmäßige körperliche Aktivität helfen dabei, viele Alltagsbewegungen wie Aufstehen, eine Treppe hochsteigen oder sich ins Bett legen, wieder leichter und mit weniger Schmerzen auszuführen. Auch bestimmte Dehnübungen tragen dazu bei, die Muskeln weich und beweglich zu halten.