Etwa die Hälfte der Menschen mit MS bekommt im Laufe ihrer Erkrankung Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme. Diese sind meist nur leicht ausgeprägt, haben aber unter Umständen trotzdem große Auswirkungen auf den Alltag. Eine frühe Diagnose und eine gezielte Behandlung können helfen, den Leidensdruck gering zu halten.
Sind die sogenannten „höheren“ Gehirnfunktionen, also Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen beeinträchtigt, sprechen Mediziner von Kognitionsstörungen. Die Bezeichnung „Kognition“ geht auf das lateinische Wort „cognoscere“ (= erfahren, erkennen) zurück.
Kognitive Beschwerden gehören zu den unsichtbaren Symptomen der MS, da sie anders als körperliche Einschränkungen nicht offensichtlich sind. Betroffene führen sie oft nicht auf ihre MS-Erkrankung zurück. Bereits leichte kognitive Beeinträchtigungen können sich auf den Alltag auswirken und zu Stress und Missverständnissen in der Familie oder am Arbeitsplatz führen. Etwa 45 bis 60 Prozent aller Menschen mit MS leiden unter kognitiven Problemen, unabhängig von der Dauer und Schwere ihrer Erkrankung.
Ursache für kognitive Beeinträchtigungen sind in der Regel MS-bedingte Entzündungen der Nervenbahnen. Sie können überall im Gehirn auftreten und die Kommunikation der Nervenzellen untereinander stören. Das bewirkt, dass Informationen in Form von Nervensignalen nicht mehr ausreichend schnell verarbeitet, bewertet und in entsprechende Handlungen umgesetzt werden. Bei den Betroffenen verlangsamen sich dadurch die geistigen Prozesse, an deren Intelligenz ändern diese in den meisten Fällen leichten kognitiven Einschränkungen aber nichts.
Wie bei anderen Symptomen der MS gibt es auch bei kognitiven Problemen starke Unterschiede zwischen den einzelnen Betroffenen. Am häufigsten treten Beeinträchtigungen in folgenden Bereichen auf:
Der Betroffene hat zum Beispiel Schwierigkeiten, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun oder sich länger auf etwas zu konzentrieren.
Es treten zum Beispiel Probleme beim Erinnern oder Behalten neuer Informationen auf.
Der Betroffene findet z. B. in Gesprächen das richtige Wort nicht mehr oder es fällt ihm schwer, über komplexe Sachverhalte zu urteilen.
Der Betroffene greift zum Beispiel neben einen Gegenstand, weil er die Größe falsch einschätzt oder Probleme hat, sich zu orientieren.
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Da kognitive Probleme mit einem großen Leidensdruck einhergehen, ist eine frühe Diagnose sehr wichtig. Für Menschen mit MS gibt es spezielle neuropsychologische Tests, die kognitive Störungen messen. Diese Tests können dem Arzt helfen, die kognitive Leistungsfähigkeit der einzelnen Teilbereiche differenziert zu beurteilen. Ist bekannt, in welchen Bereichen der Betroffene Probleme hat, wählt der Arzt die entsprechende Therapie. Diese besteht in der Regel aus mehreren Maßnahmen: