Ein erfülltes Sexualleben ist für viele Menschen ein zentraler Bestandteil für ein zufriedenes Leben. Menschen mit MS bekommen, bedingt durch ihre Krankheit, oft Probleme mit ihrer Sexualität und ihrem Partner. Auch wenn es schwerfällt: Wer sexuelle Störungen nicht tabuisiert, kann durch die richtige Behandlung die passende Hilfe finden.
Etwa drei Viertel aller Männer und etwa die Hälfte aller Frauen mit MS leiden im Laufe ihrer Erkrankung unter Beeinträchtigungen ihres Sexuallebens. Sexuelle Störungen sind also ein häufiges Problem, über das die meisten Betroffenen nicht gerne sprechen. Für viele Menschen ist ein erfülltes Sexualleben aber ein zentraler Aspekt für ein zufriedenes Leben. Der offene und verständnisvolle Umgang der Partner miteinander sowie therapeutische Möglichkeiten und Hilfsmittel bieten auch im Falle einer MS die Chance auf ein sexuell erfülltes Leben.
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Die MS-bedingte Schädigung der Nervenbahnen behindert die Weiterleitung von Nervenimpulsen, die sexuelle Reize vermitteln. Dadurch kann die Lust auf Sexualität (Libido) nachlassen. Männer mit MS leiden zudem oft unter der sogenannten erektilen Dysfunktion. Dabei wird der Penis nicht ausreichend steif. Auch eine verminderte Ejakulationsfähigkeit tritt häufig auf. Frauen berichten dagegen häufig von Empfindungsstörungen und Schmerzen im Genitalbereich sowie Orgasmusschwierigkeiten und Scheidentrockenheit.
Auch die typischen Symptome der MS können einen Einfluss auf das Sexualleben haben. Hierzu gehören zum Beispiel Muskelschwäche, Spastik, Schmerzen, Blasen- und Darmstörungen, Müdigkeit (Fatigue) oder auch Depressionen.
Nach der Diagnose MS müssen sich Betroffene und deren Partner mit der Krankheit und den damit verbundenen körperlichen sowie seelischen Konsequenzen auseinandersetzen. Häufig verändert die MS die gesamte Lebensführung – Zukunftsängste, Scham und eine veränderte Einstellung zum eigenen Körper können die Psyche belasten. Nicht selten leidet darunter das Selbstwertgefühl. Die Frage, ob sie noch attraktiv genug für den Partner sind und ob trotz körperlicher Einschränkungen ein erfülltes Sexualleben möglich ist, treibt viele MS-Erkrankte um.
Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, die zur Behandlung von einzelnen MS-Symptomen eingesetzt werden, können unter Umständen einen Einfluss auf das Sexualleben haben. Dazu gehören beispielsweise Blutdruck- und Lipidsenker, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Antispastika und Östrogene.
Die Ursachen für sexuelle Störungen sind vielfältig. Eine sichere Diagnose kann daher nur der behandelnde Arzt stellen. Wenn möglich, sollten Betroffene zusammen mit dem Partner oder der Partnerin das offene Gespräch mit dem Arzt suchen. Dieser wählt dann die passende Therapie aus. Bei psychisch bedingten Funktionsstörungen ist zum Beispiel oft eine Gesprächstherapie hilfreich. Für bestimmte sexuelle Störungen ist auch eine medikamentöse Behandlung möglich.
Bei Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) etwa können Medikamente aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer helfen. Sie sorgen für eine verbesserte Durchblutung des Penis und unterstützen die Erektion. Diese Wirkstoffe werden bei Menschen mit MS bereits erfolgreich eingesetzt. Allerdings haben sie keinen Einfluss auf die Libido, das heißt die sexuelle Erregung muss bereits vorhanden sein.