Schübe

Frühzeitig gegensteuern

Die Multiple Sklerose hat unterschiedliche Verlaufsformen. Wichtig für das Verständnis sind die sogenannten Schübe: Damit ist das Auftreten neuer oder das Wiederaufflammen bereits bekannter Symptome gemeint. Da mit jedem Schub das Risiko steigt, dass körperliche Einschränkungen bestehen bleiben, ist hier besondere Aufmerksamkeit gefragt.

Schübe als Zeichen von Krankheitsaktivität

Ein Schub ist immer ein Zeichen von Krankheitsaktivität. Der Körper signalisiert: Die MS ist klinisch aktiv.
Bei einem Schub behindern die aktiven Entzündungsherde (Läsionen) die Weiterleitung von Nervenimpulsen in den betroffenen Nervenfasern. Die Folge sind neurologische Ausfallerscheinungen. Diese Symptome können bereits früher aufgetreten und anschließend wieder vollständig abgeklungen sein – je nach Lage des Entzündungsherdes im Gehirn oder Rückenmark. Es kann sich jedoch auch um völlig neue Symptome handeln.

Symptome eines Schubs: vielfältig mit unterschiedlicher Intensität

Teils treten die Krankheitszeichen sehr deutlich in Erscheinung, teils werden sie vom Betroffenen kaum wahrgenommen. Typische Symptome eines Schubes können z. B. sein:

  • Empfindungsstörungen in Armen und Beinen (z. B. Taubheitsgefühl und Kribbeln)
  • Sehstörungen (z. B. bei Sehnerventzündung)
  • Koordinationsstörungen (z. B. Schwindel und Zittern)
  • Gangunsicherheit
  • Sprechstörungen

 

Uhthoff-Phänomen

Eine vorübergehende Verschlechterung der MS-Symptome bedeutet nicht immer, dass ein Schub vorliegt. Es kann auch das sogenannte Uhthoff-Phänomen sein. Ihm liegt eine Erhöhung der Körpertemperatur zugrunde: ausgelöst z. B. durch Fieber, heiße Bäder oder Sauna. Als Ursache nimmt man an, dass durch die erhöhte Temperatur die Leitfähigkeit Nervenbahnen verringert wird.

Kennzeichen für einen tatsächlichen Schub

Die medizinische Definition ist eindeutig. Ein tatsächlicher MS-Schub liegt vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Neue Krankheitszeichen treten auf – oder Symptome, die sich komplett zurückgebildet haben, treten erneut auf.
  • Die Krankheitszeichen halten mindestens 24 Stunden an.
  • Die Krankheitszeichen treten mit einem Abstand von mindestens einem Monat zum letzten Schub auf.
  • Die Beschwerden sind nicht durch Änderungen der Körpertemperatur (Uhthoff-Phänomen) oder im Rahmen von Infektionen erklärbar.

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Wichtig: Entzündungen frühzeitig bekämpfen

Zu Beginn der MS bilden sich nach einem Schub die Symptome meist wieder zurück. Der Körper versucht die beschädigten Nervenbahnen durch die Bildung von Myelin zu reparieren, damit die Nervenimpulse wieder ihr Ziel erreichen. Dieser Vorgang wird als Remyelinisierung bezeichnet. Im Verlauf der MS nimmt dieses Reparaturpotenzial jedoch ab. Daher ist es wichtig, Entzündungen im Gehirn und Rückenmark von Anfang an wirksam zu bekämpfen, um so weitere Schübe zu verhindern oder hinauszuzögern. Denn mit jedem Schub steigt das Risiko, dass körperliche Einschränkungen zurückbleiben.

Schübe: Spitze eines Eisbergs

Zwischen den Schüben können längere Zeiträume ohne oder nur mit leichten Beschwerden liegen. Aber aufpasst: Das bedeutet nicht, dass die Krankheit ruht. Hier hilft es, sich das Krankheitsgeschehen bei einer MS wie einen Eisberg vorzustellen. Die Schübe sind nur die Spitzen, die aus dem Wasser herausragen: zu verstehen als Krankheitsaktivität. Entzündungsaktivität, die einen viel größeren Teil der MS ausmacht, liegt unsichtbar unter Wasser, ist aber trotzdem feststellbar. Nur die Untersuchungen in der Magnetresonanztomografie (MRT) geben hier Aufschluss.

Schübe sind nur die Spitze des Eisbergs

Das Krankheitsgeschehen bei MS gleicht einem Eisberg. Die Schübe, also der Teil, der aus dem Wasser herausragt, machen meist einen viel geringeren Teil aus als die Entzündungsaktivität, die unsichtbar unter Wasser liegt.

Mit dem Arzt reden

Da die Anzahl der Schübe großen Einfluss auf den Verlauf der MS hat, ist es wichtig, den Körper genau zu beobachten und auf entsprechende Hinweise zu reagieren. Besteht der Verdacht auf einen Schub, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er kann die Symptome untersuchen, gegebenenfalls einen Schub feststellen und eine kurzfristige Behandlung des akuten Schubes durchführen.

Beginn der Therapie nach erstem Schub

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und das Kompetenznetz Multiple Sklerose, zwei renommierte und unabhängige Institutionen, sind einer Meinung: Bereits nach dem ersten Schub wird der Beginn einer wirksamen Therapie empfohlen. Deshalb möglichst frühzeitig mit deinem behandelnden Arzt über die Behandlungsoptionen sprechen, um mit einer passenden Therapie den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen.

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