Die Multiple Sklerose hat unterschiedliche Verlaufsformen. Wichtig für das Verständnis sind die sogenannten Schübe: Damit ist das Auftreten neuer oder das Wiederaufflammen bereits bekannter Symptome gemeint. Da mit jedem Schub das Risiko steigt, dass körperliche Einschränkungen bestehen bleiben, ist hier besondere Aufmerksamkeit gefragt.
Ein Schub ist immer ein Zeichen von Krankheitsaktivität. Der Körper signalisiert: Die MS ist klinisch aktiv.
Bei einem Schub behindern die aktiven Entzündungsherde (Läsionen) die Weiterleitung von Nervenimpulsen in den betroffenen Nervenfasern. Die Folge sind neurologische Ausfallerscheinungen. Diese Symptome können bereits früher aufgetreten und anschließend wieder vollständig abgeklungen sein – je nach Lage des Entzündungsherdes im Gehirn oder Rückenmark. Es kann sich jedoch auch um völlig neue Symptome handeln.
Teils treten die Krankheitszeichen sehr deutlich in Erscheinung, teils werden sie vom Betroffenen kaum wahrgenommen. Typische Symptome eines Schubes können z. B. sein:
Eine vorübergehende Verschlechterung der MS-Symptome bedeutet nicht immer, dass ein Schub vorliegt. Es kann auch das sogenannte Uhthoff-Phänomen sein. Ihm liegt eine Erhöhung der Körpertemperatur zugrunde: ausgelöst z. B. durch Fieber, heiße Bäder oder Sauna. Als Ursache nimmt man an, dass durch die erhöhte Temperatur die Leitfähigkeit Nervenbahnen verringert wird.
Die medizinische Definition ist eindeutig. Ein tatsächlicher MS-Schub liegt vor, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
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Zu Beginn der MS bilden sich nach einem Schub die Symptome meist wieder zurück. Der Körper versucht die beschädigten Nervenbahnen durch die Bildung von Myelin zu reparieren, damit die Nervenimpulse wieder ihr Ziel erreichen. Dieser Vorgang wird als Remyelinisierung bezeichnet. Im Verlauf der MS nimmt dieses Reparaturpotenzial jedoch ab. Daher ist es wichtig, Entzündungen im Gehirn und Rückenmark von Anfang an wirksam zu bekämpfen, um so weitere Schübe zu verhindern oder hinauszuzögern. Denn mit jedem Schub steigt das Risiko, dass körperliche Einschränkungen zurückbleiben.
Zwischen den Schüben können längere Zeiträume ohne oder nur mit leichten Beschwerden liegen. Aber aufpasst: Das bedeutet nicht, dass die Krankheit ruht. Hier hilft es, sich das Krankheitsgeschehen bei einer MS wie einen Eisberg vorzustellen. Die Schübe sind nur die Spitzen, die aus dem Wasser herausragen: zu verstehen als Krankheitsaktivität. Entzündungsaktivität, die einen viel größeren Teil der MS ausmacht, liegt unsichtbar unter Wasser, ist aber trotzdem feststellbar. Nur die Untersuchungen in der Magnetresonanztomografie (MRT) geben hier Aufschluss.
Das Krankheitsgeschehen bei MS gleicht einem Eisberg. Die Schübe, also der Teil, der aus dem Wasser herausragt, machen meist einen viel geringeren Teil aus als die Entzündungsaktivität, die unsichtbar unter Wasser liegt.
Da die Anzahl der Schübe großen Einfluss auf den Verlauf der MS hat, ist es wichtig, den Körper genau zu beobachten und auf entsprechende Hinweise zu reagieren. Besteht der Verdacht auf einen Schub, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Er kann die Symptome untersuchen, gegebenenfalls einen Schub feststellen und eine kurzfristige Behandlung des akuten Schubes durchführen.
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und das Kompetenznetz Multiple Sklerose, zwei renommierte und unabhängige Institutionen, sind einer Meinung: Bereits nach dem ersten Schub wird der Beginn einer wirksamen Therapie empfohlen. Deshalb möglichst frühzeitig mit deinem behandelnden Arzt über die Behandlungsoptionen sprechen, um mit einer passenden Therapie den Verlauf der Erkrankung günstig zu beeinflussen.